Maestro, Adriana (2009) "Valore" e "Scelta": possibilità, libertà e storia in Max Weber. [Tesi di dottorato] (Inedito)

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Tipologia del documento: Tesi di dottorato
Lingua: Italiano
Titolo: "Valore" e "Scelta": possibilità, libertà e storia in Max Weber
Autori:
AutoreEmail
Maestro, Adrianaadrianamaestro@libero.it
Data: 2009
Numero di pagine: 125
Istituzione: Università degli Studi di Napoli Federico II
Dipartimento: Filosofia "Antonio Aliotta"
Dottorato: Scienze filosofiche
Ciclo di dottorato: 20
Coordinatore del Corso di dottorato:
nomeemail
Di Marco, Giuseppe Antonio[non definito]
Tutor:
nomeemail
Di Marco, Giuseppe Antonio[non definito]
Buehler, Axel[non definito]
Data: 2009
Numero di pagine: 125
Parole chiave: Weber, Valore, Scelta
Settori scientifico-disciplinari del MIUR: Area 11 - Scienze storiche, filosofiche, pedagogiche e psicologiche > M-FIL/03 - Filosofia morale
Depositato il: 14 Dic 2009 21:34
Ultima modifica: 01 Dic 2014 15:31
URI: http://www.fedoa.unina.it/id/eprint/4303

Abstract

Wir versuchen im Verlauf unserer Darlegungen aufzuzeigen, dass sich das Denken Max Webers um die Kategorie der Sinngebung zentriert, und dass über diese und einige damit aufs engste verknüpfte Problematiken der Kern der Fragestellungen aufzuspüren ist, die unserer Ansicht nach sein Denken grundlegend formieren. Wir sind uns bewusst, dass die kritische Literatur größtenteils die Existenz eines philosophischen Nukleus oder immerhin einer zentralen Fragestellung in Webers geschichtlich-soziologischen Forschungen verneint, sind jedoch der Ansicht, dass es diesen fundamentalen Kern in Weber gibt – nämlich die Frage nach dem Menschen und sein Sein in der Welt. Beginnen wir mit der Definition des Objekts der Kulturwissenschaften nach Weber. Gerade die Definition ihres Gegenstandes ist die erste Schwierigkeit, mit der sich die Kulturwissenschaft konfrontiert sieht. In der Tat, angesichts einer aus den Naturwissenschaften entlehnten Definition, nach der wissenschaftliche Erkenntnis sich aus der Erforschung von Regelmäßigkeit, notwendigen und universell gültigen Gesetzen begründet, resultiert die Problematik der Geschichts- und Sozialwissenschaften aus der Eigentümlichkeit ihres Objekts, das sich nicht nach notwendigen Gesetzen einordnen lässt. Während sich die Naturwissenschaften mit einer Wirklichkeit befassen, in der der freie Wille abwesend ist, befassen sich die Geschichts- und Sozialwissenschaften ja gerade mit dem menschlichen Handeln und müssen sich demnach unvermeidlich mit dem Thema der Freiheit eines solchen Handelns konfrontieren. Die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem Problem der menschlichen Freiheit, für gewöhnlich als unberechenbar, unwägbar interpretiert, erschwerte es diesen Forschungsdisziplinen, überhaupt als Wissenschaften anerkannt zu werden. Zwei aufs engste verbundene Fragen werden also verhandelt: 1) die Besonderheit des Objekts der Geschichts- und Sozialwissenschaften; 2) die daraus sich ergebende Frage nach dem logischen Statut jener Wissenschaften, oder, nach ihrer Legitimität im Verhältnis zu den Naturwissenschaften. Es handelt sich um das so komplexe Problem des Kausalprinzips im Gegensatz zum Freiheitsprinzip. Wir können uns an dieser Stelle nicht auf eine umfassende und differenzierte Debatte einlassen, wie sie vor allem in den Jahrzehnten vor und nach der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert leidenschaftlich geführt wurde. Diese kurze Andeutung dient uns dazu, Webersche Positionen in Bezug auf die genannten Fragestellungen einzuführen und im Verlauf der Abhandlung die möglichen Implikationen und Konsequenzen seiner Positionen deutlich zu machen, die wir als bedeutsam für unsere These erachten. Als Gegenstand geschichtlich-soziologischer Forschung definiert Weber das mit subjektivem Sinn verbundene Handeln. Dieses sinnhafte Handeln bildet das gemeinsame Objekt von Soziologie und Geschichte, die sich in ihren Aufgaben ansonsten differenzieren – hier die Feststellung typischer Formen menschlichen Handelns, dort die Erklärung der Einzelphänomene in ihrer konkreten Ausformung. Weber schreibt hierzu in der Einführung zu Wirtschaft und Gesellschaft: “Soziologie (…) soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. »Handeln« soll dabei ein menschliches Verhalten (…) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden.” Und an anderer Stelle: “»Handeln« aber (…) heißt uns stets ein verständliches, und das heißt ein durch irgendeinen, sei es auch mehr oder minder unbemerkt, »gehabten« oder »gemeinten« (subjektiven) Sinn spezifiziertes Sichverhalten zu »Objekten«.” In diesen wenigen Zeilen sind eine Reihe von Fragekomplexen enthalten, die es wert sind, gesondert und eingehender untersucht zu werden: 1) vor allem die Definition des Handelns, vorrangig verstanden als menschliches Verhalten gemäß eines subjektiven Sinns; 2) die Definition des Erkenntnisprozesses eines solchen Handelns als eines interpretatorischen, deutenden Vorgangs; 3) die damit verbundene Frage nach der Notwendigkeit einer ursächlichen Erklärung eines solchen Handelns. Beginnen wir mit der ersten Frage. Sinnhaftes Handeln bedeutet letzten Endes ein orientiertes, mit einer Intention verbundenes, vor allem ein motiviertes Handeln. Motiviertes Handeln ist für Weber nicht notwendigerweise rationales Handeln, jedoch im erweiterten Sinne ein Handeln, bei dem das Subjekt seine Aktionen bewusst ausrichtet, sei es auf das Erreichen eines Zwecks, auf die Behauptung eines Werts, eines Affekts oder einer Tradition. Da wir uns an dieser Stelle nicht in die typologische Kasuistik der verschiedenen Formen des Handelns vertiefen können, möchten wir aus dem genannten hervorheben, dass ein Handeln also insofern sinnhaft ist, als es orientiert ist, gemeint in bewusster Weise und somit nicht impulsive Antwort auf Gefühlsverfassungen, dunkle Reaktion oder automatische Anpassung auf erworbene Gewohnheiten sein kann. Aus diesem Grund sind gefühlsmäßiges Handeln oder an Traditionen gebundenes Handeln “an der Grenze und oft jenseits dessen, was bewusst »sinnhaft« orientiert ist” . Mit der Kategorie der Sinngebung gelingt es Weber in Form der Motivation auf nachdrücklich Weise wieder das Kausalelement in die Geschichte einzuführen, ohne dabei die Kategorie der Kausalität auf die Geschichte, auf die empirischen Wissenschaften des Handelns anwenden zu müssen. Im teleologischen Sinn orientiertes Handeln und Kausalprinzip sind auf diese Weise keine einander widersprechenden Begriffe. Sinngebung versöhnt Welt der Zwecke mit Kausalprinzip, Kausalerklärung mit freiem Handeln. “Je »freier« (…) das »Handeln« ist, d.h. je weniger es den Charakter des »naturhaften Geschehens« an sich trägt, desto mehr tritt damit endlich auch derjenige Begriff der »Persönlichkeit« in Kraft, welcher ihr »Wesen« in der Konstanz ihres inneren Verhältnisses zu bestimmten letzten »Werten« und Lebens-»Bedeutungen« findet, die sich in ihrem Tun zu Zwecken ausmünzen und so in teleologisch-rationales Handeln umsetzen.” Betrachtet man als Objekt der empirischen Kulturwissenschaften das Handeln, und im besonderen das individuelle Handeln, natürlich im Zusammenhang mit Relevanz und Konditionierung durch äußere Faktoren, wird verständlich, weshalb es zur Erklärung historischer oder soziologischer Phänomene des Verständnisses der Genese, das heißt der Motivation, dieses Handelns bedarf. Das Verständnis der Motivation wird so für Weber in den Geisteswissenschaften das Äquivalent der Kausalerklärung, mit all den Problemen, die eine Rekonstruktion der Motivation nicht allein für den Forscher mit sich bringt, sondern auch für das agierende Subjekt. Die Motivationen, die Ursachen der Handlung zu verstehen, ist die Aufgabe des Historikers. Dies ist möglich, da menschliches Handeln strukturell sinnhaft ist, das heißt motiviert und insofern verständlich. Die verstehende Interpretation mit den Mitteln der idealtypischen Konzepte Verursachung und Wertbeziehung stellt die Erkenntnis-Methodologie dar, die “eine schlechthin unendliche Mannigfaltigkeit von nach- und nebeneinander auftauchenden und vergehenden Vorgängen, »in« uns und »außer« uns” , die “absolute Unendlichkeit” der Phänomene, den “Strom des unermesslichen Geschehens” , “die Unendlichkeit von ursächlichen Momenten, die das Zustandekommen des einzelnen »Vorgangs« bedingt hat” mit dem Bedürfnis nach einer ursächlichen Erklärung der einzelnen Phänomene und Prozesse zusammenhalten kann. Dies ohne notwendige Erklärung zu werden, geschlossenes Begriffssystem, aus dem heraus die Wirklichkeit deduziert werden müsste, jedoch in “Form eines bedingten Notwendigkeitsurteils (…) und daher zugleich mit einer teleologischen »Wertung« des empirisch konstatierbaren Handelns in Eins zusammenfließen” kann. Mit seinem methodologischen Ansatz unternimmt es Weber, die offene Unendlichkeit der Möglichkeiten, denen der Lauf der menschlichen Vorgänge ausgesetzt ist, den ewig unerschöpflichen Fluss des Lebens zugleich mit der Forderung nach einer ursächlichen Erklärung der Vorgänge zu garantieren; das Prinzip der Freiheit also, und das Kausalprinzip. Dies ist, wie wir meinen, gerade deshalb möglich, da die transzendentale Struktur sinnhaften Handelns ebenso dem Forscher in seinem Erkenntnisansatz gemein ist. Unserer Ansicht nach sind die folgenden berühmten Aussagen Webers in seinem Aufsatz zur Objektivität, obgleich sie in diesem Kontext ausdrücklich logische Wertigkeit besitzen und sich damit auf den Erkenntnisansatz des Forschers beziehen, gerade auch in einem anderem Sinne zu lesen, was gemeinhin nicht getan wird: “Transzendentale Voraussetzung jeder Kulturwissenschaft ist nicht etwa, daß wir eine bestimmte oder überhaupt irgend eine »Kultur« wertvoll finden, sondern daß wir Kulturmenschen sind, begabt mit der Fähigkeit und dem Willen, bewußt zur Welt Stellung zu nehmen und ihr einen Sinn zu verleihen” ; sowie: “»Kultur« ist ein vom Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens” . So bedeuten diese Aussagen auch, daß die transzendentale Voraussetzung der Kulturwissenschaften die Tatsache ist, daß die Menschen sich in der Welt durch sinnhafte, in diesem Sinne motivierte Handlungen, orientieren. Gerade dies befähigt den Forscher zum deutenden Verständnis menschlicher Handlungen. Im Zusammenhang schreibt Weber: “Infolge der eminenten faktischen Bedeutung des in diesem Sinn »zweckbewußten« Handelns in der empirischen Wirklichkeit läßt sich die »teleologische« Rationalisierung als konstruktives Mittel zur Schaffung von Gedankengebilden verwenden, welche den außerordentlichsten heuristischen Wert für die kausale Analyse historischer Zusammenhänge haben. Und zwar können diese konstruktiven Gedankengebilde zunächst rein individuellen Charakters: Deutungs-Hypothesen für konkrete Einzelzusammenhänge sein” . Und weiter, in Bezug auf den teleologischen Entwurf rationalen Handelns, dessen empirische Gültigkeit (empirische Gültigkeit und logische Evidenz sind durchaus keine äquivalenten Begriffe), insofern Idealtypus, problematisch ist: “jene Schemata sind aber »idealtypische Begriffsbildungen«. Weil die Kategorien »Zweck« und »Mittel« bei ihrer Anwendung auf die empirische Wirklichkeit deren Rationalisierung bedingen, deshalb und nur deshalb ist die Konstruktion solcher Schemata möglich.” Sowie an anderer Stelle zur Problematik kausaler Zuschreibung: “Dies ist ja an (…) [der] Formulierung: daß die Geschichte die Ereignisse vom Standpunkt des »Werdens« aus betrachte und daher ihr Objekt der »Notwendigkeit«, die dem »Gewordenen« eigne, nicht unterstehe, das Richtige, daß der Historiker bei der Würdigung der kausalen Bedeutung eines konkreten Ereignisses ähnlich verfährt, wie der stellungnehmende und wollende historische Mensch, der niemals »handeln« würde, wenn ihm sein eigenes Handeln als »notwendig« und nicht als nur »möglich« erschiene.” Die Zitate zeugen nach unserer Auffassung von der Existenz einer Brücke, einer Verbindung zwischen Wirklichkeits- und Erkenntnisebene - gerade in Form der Sinngebung, die einen lebendigen Kreislauf zwischen Realität und geschichtlichem Bewußtsein schafft. Doch ist zu beachten, daß es sich hier um eine transzendentale Bedingung handelt, also um ein rein formales Prinzip. Es wäre ein großes Mißverständnis, dasjenige, was endgültig getrennt ist, wieder verknüpfen zu wollen, das heißt die Entsprechung von Begriff und Wirklichkeit. Als Folgerung aus dem bisher Dargelegten möchten wir behaupten, daß die Kategorie der Sinngebung die Rolle ersetzt, die Rickert der Wertbeziehung zuerkennt und damit am bezeichnendsten Webers Entfernung von den Positionen Rickerts markiert, dem er, wie er selbst anerkennt, ungemein viel verdankt. Doch handelt es sich in gewissem Sinne um ein stilles Sich-Distanzieren. Für Rickert stellen die Werte nicht nur das theoretische Kriterium der Orientierung dar, auf dessen Basis der Historiker seine Objekte, die geschichtlichen Individuen, rekonstruiert, sondern vielmehr die Prinzipien, an denen der Mensch konkret sein Leben orientiert. Sie bilden somit, auch unter rein formalen Aspekten – nicht im Sinne, daß sie inhaltsleer wären, sondern daß aus logischer und gnoseologischer Sicht der Inhalt keine Rolle spielt – sowie in ihrer Geschichtlichkeit eine Art von Verbindungsglied zwischen empirisch erfaßbarer Wirklichkeit und Erkenntnis. Der theoretischen Wertbeziehung entspricht also eine Ausrichtung des Menschen auf Werte, die allgemeingültig sind augrund ihres transzendentalen Charakters. Die Werte, die die Untersuchungen des Historikers leiten, entsprechen jenen der Akteure geschichtlicher Vorgänge, die wiederum Objekt seiner Untersuchungen sind. Bei Weber hat die Wertbeziehung, verstanden als theoretische Wertbeziehung, dieselbe fundamentale Wichtigkeit in Bezug auf die Konstruktion der historischen Objekte, allerdings besitzt sie keine Verbindungsfunktion mehr, ersetzt durch das umfassendere Konzept der Sinngebung, man koennte sagen, durch die Fähigkeit des Menschen, sich in der Welt vermöge eines Sinns zu orientieren, der ein Wert sein kann, aber nicht notwendigerweise ist – und in diesem Falle also ein absolut gültiger Wert für den einen sein kann, jedoch nicht für einen anderen. Die Sinngebung, jedoch nicht der Sinn an sich, besitzt transzendentale Dimension. Sinn ist Produkt des Menschen und dem Fluß des Werdens ausgesetzt, ist nicht dauerhaft, sondern fließend, in der Tat ein historisches Produkt. In gewisser Weise können wir sagen, daß für Weber die Geschichte der Menschheit die Geschichte seines Vermögens ist, Sinn herzustellen und daß historische Erkenntnis sich gerade damit beschäftigt diesen Prozess zu verfolgen. Während bei Rickert, wie wir folgern möchten, die große Abwesende gerade die Geschichte selbst ist, verdrängt von geschichtlicher Erkenntnis und Geschichtsphilosophie, schafft in Weber Sinngebung einen lebendigen Kreislauf zwischen Geschichte und geschichtlicher Erkenntnis. “Das Schicksal einer Kulturepoche, die vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, ist es, wissen zu müssen, daß wir den Sinn des Weltgeschehens nicht aus dem noch so sehr vervollkommneten Ergebnis seiner Durchforschung ablesen können, sondern ihn selbst zu schaffen imstande sein müssen, daß »Weltanschauungen« niemals Produkt fortschreitenden Erfahrungswissens sein können, und daß also die höchsten Ideale, die uns am mächtigsten bewegen, für alle Zeit nur im Kampf mit anderen Idealen sich auswirken, die anderen ebenso heilig sind, wie uns die unseren.”

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